Seit einigen Jahren ist die Kunst mein Lebensmittel,das mich lehrte den Blick auf das Wesentliche zu legen. ICH bin das WESENtlICHe und habe gefälligst den Fokus auf mich zu richten.
Wochen suchte ich nach einem Ausgang, nach einem Ventil um etwas verändern zu können, um aus dieser fremdbestimmten Stagnation raus und wieder in Bewegung zu kommen. Die Farbe Weiß begleitet mich schon mein ganzes Leben als Lieblingsfarbe.Fast alle meine Autos waren weiß, ich liebe weiße Rosen schon immer, habe einen Weiße-Blusen-Spleen und dergleichen mehr.
Ich begann den Zyklus WHITE HOT : WEISSGLUT, der einen Prozess in Gang setzte und im Anschluss den Zyklus "Die weiße Frau" einläutete. Diese weiße Frau war nur schemenhaft für mich wahrnehmbar, bis mir klar wurde, dass ich selbst diese weiße Frau bin. Die Sehnsucht nach der Klarheit, Reinheit und Licht - nach einem Anfang.
Ich begann den Zyklus WHITE HOT : WEISSGLUT, der einen Prozess in Gang setzte und im Anschluss den Zyklus "Die weiße Frau" einläutete. Diese weiße Frau war nur schemenhaft für mich wahrnehmbar, bis mir klar wurde, dass ich selbst diese weiße Frau bin. Die Sehnsucht nach der Klarheit, Reinheit und Licht - nach einem Anfang.
Weiß ist eine weibliche Farbe und somit schwach, sagt Eva Heller und für mich ist dies der Hinweis, Schwäche auch zuzulassen, mich auf den Prozess einzulassen, mich dem Weiß in all seinen Facetten hinzugeben.
Oft wurde ich nach Gründen gefragt, warum ich DAS tue, als ob ich ein Verbrechen beginge. Ich habe meine Gründe und ebenso ist es grundlos. Dieser Akt des Loslassens ist ein ganz intimer. Ich bin bereit alles loszulassen und dies ist ein Teil von "alles". Als "nika baum" habe ich ein Zitat geschrieben, das hier vorzüglich stimmig ist:
Loslassen beim Verlassen
und sich auf das Zulassen einlassen.
Alles weglassen,
es belassen und fallenlassen.
Eine meiner Erklärungen für mein Flushen ist, dass ich bemerkt habe, dass die Menschen süchtig sind nach visuellen Reizen - speziell auf Facebook. Je knalliger, desto gut. Manche Fotos werden mittels Bearbeitungsprogramm schrecklich grell aufbereitet und die Masse fliegt drauf. Ich mache meine Kunst weder für die Befriedigung anderer, noch um Süchte zu fördern!
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass sich die sogenannten KünstlerInnen so unglaublich wichtig nehmen - sich ausschließlich über ihre Bilder definieren. Das ist mit ein "Grund" für mein Flushing. Mich wichtig zu nehmen, halte ich für verzichtbar - ich BIN wichtig, ICH bin wichtig.
Meine künstlerische Entwicklung offenbart sich mir als eine in die Länge gezogene Konzentrationsübung auf einen einzigen Punkt. Aus der Frage "Wie gehe ich mit Farbe um?" ergibt sich ein ganzes Fragenspektrum: Was macht ein Bild aus? Wo beginnt, wo endet es? Wo fängt die Wand an, wo der Raum? Das farbige Weiß wird vor dem Hintergrund dieser Fragestellung mehr als nur zur Summe aller Farben, nämlich zu einer weiteren Übung in Konzentration. Ohne Geschrei der Farben liegt der Fokus unabgelenkt auf dem Wesentlichen. Weiß wird für mich zum Medium, ohne Verweigerung der Farbe, denn weiß ist selbst farbig. Ein reales Zusammenspiel von Farbe als Sinnesreiz und Farbe als Materie. Immer mehr entmystifiziert sich die Kunst für mich - ich erschaffe (m)einen neuen Mythos.
Meine zu Beginn des WHITE FLUSHING´s omnipräsente Ohn-Macht verzog sich Tag für Tag mehr, so als ob schwarze Schimmel mit den dunklen, furchterregenden Wolken wegritten. Täglich merkte ich mehr, dass die physische Herausforderung sehr an meinen (noch zu sammelnden) Kräften zehrt. Zugleich jedoch machte sich Ent-Spannung breit und die weiße Patina auf den Werken bereitete mir zusehends große Freude.
In meiner Kindheit am Land wurden zur Desinfektion von Ställen die Wände mit Kalk geweisselt. Dies wurde auch in den Wohnräumen so gehalten. Mir schwant, dass dieses Ausweisseln mehr war, als die Spuren des offenen Feuers, die Rußflecken zum Verschwinden zu bringen. Die sich angehäuften Schwingungen wurden neutralisiert, Farbe kam wieder ins Leben - alle Farben :)
Während des Übermalens der Bilder, kam mir ständig der Gedanke an die visuelle Intelligenz. Was ist damit gemeint? Unser visuelles System ist der Teil unseres Gehirns, der uns "Augentieren" das Meiste unseres Welterlebens vermittelt, sobald wir die Augen öffnen. Es geht mühelos, unbewusst und in Bruchteilen von Sekunden von Statten. Uns sind die komplizierten Prozesse, die sich dabei in unserem Gehirn abspielen, weitgehend unbekannt.
Im Sehvermögen kristallisiert sich das „schöpferische Genie“ des Menschen, nennt der Kognitionswissenschaftler Donald Hoffman die Fähigkeit, das Wunder des Sehens täglich unter Beweis zu stellen. „Sehen ist nicht nur ein Vorgang passiver Wahrnehmung, sondern ein intelligenter Prozess aktiver Konstruktion.“ So lautet seine Grundthese. Was wir sehen (überhaupt wahrnehmen), bringen wir dergestalt in Form, dass wir es verstehen. Dabei wirken verschiedenste Teile im Gehirn aktiv mit. So komplex das Sehvermögen organisiert ist, so schnell wird es vom Menschen beherrscht. Dies deutet auf angeborene Regeln hin, die das Kleinkind mit dem ersten Augenaufschlag anzuwenden vermag. „Regeln des universellen Sehens“ nennt sie Hoffman.
Wie weit sind wir uns unserer eigenen Sinnlichkeit, unserer Wahrnehmung bewusst? Das WHTE FLUSHING ermöglicht durch differenzierte Gestaltungsperspektiven einen klaren Dialog und stellt Veränderungsresistenzen ins Abseits, reizt die Zapfen der Netzhaut des menschlichen Auges in ausreichender Intensität. Beim Betrachten und sich Einlassen auf ein übermaltes Werk entdeckt das Auge die darunterliegenden Farben. Besonders auf den inhomogenen Malgründen bietet sich eine Vielfalt, die wohltuend auf den Sehnerv einwirkt und dem Gehirn das Signal zum disengagierten Wahrnehmen gibt. Die Ausstrahlung der ursprünglichen Werke ist feinstofflicher und wirksamer geworden.
Sehr viele - die meisten Menschen sehen und sahen darin einen Akt der Zerstörung und diese Sichtweise fasziniert mich mehr und mehr.Ist es ein Experiment? Dieses Wort bedeutet zB Versuch, Prüfung oder Beweis. So gesehen ist es ein Experiment, denn ich ver-suche, prüfe mich, be-weise "etwas" und ermögliche zuverlässige Kausalaussagen. Daraus resultierende Schlussfolgerungen lassen Erkenntnisse gewinnen, nach denen ich in den zuvor gestellten Hypothesen fragte.
Für meine künstlerische und damit einhergehende persönliche Weiter-Ent-Wicklung habe ich dieses Projekt begonnen um der eingangs erwähnten fremdbestimmten Stagnation zu entkommen. Das Experiment gelang, ich bin erfüllt.Von den noch in meinem Besitz befindlichen Werken habe ich etwa 180 Werke auf Leinwand am Keilrahmen geflusht, weiß übermalt und jetzt ruhen die Bilder in ihrem jeweiligen Stapel. Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, hier lägen unbearbeitete Leinwände auf Keilrahmen. Bei näherer Betrachtung jedoch springt das mannigfaltige Weiß der seitlichen Flächen ins Auge; der Blick verfängt sich bei einer dieser Flanken und das Gefühl impertinent indiskret sein zu wollen züngelt auf. Für mich ist es nun sehr furios, die Werke anzusehen und das durch die weiße Patina meist nur schemenhaft erkennbare ursprüngliche Artefakt neu zu erfahren.
"Weiß ist Bleiche. Weiß ist südlicher Tod. Weiß weiß, was nicht mehr ist und vielleicht nie war und doch immer sein soll." - dies ist eine Passage aus einem Nachruf für meinen "Kunstvater" Cy Twombly, der am 6. Juli 2011 verstarb...
Weiß, ich weiß...
Eine meiner Erklärungen für mein Flushen ist, dass ich bemerkt habe, dass die Menschen süchtig sind nach visuellen Reizen - speziell auf Facebook. Je knalliger, desto gut. Manche Fotos werden mittels Bearbeitungsprogramm schrecklich grell aufbereitet und die Masse fliegt drauf. Ich mache meine Kunst weder für die Befriedigung anderer, noch um Süchte zu fördern!
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass sich die sogenannten KünstlerInnen so unglaublich wichtig nehmen - sich ausschließlich über ihre Bilder definieren. Das ist mit ein "Grund" für mein Flushing. Mich wichtig zu nehmen, halte ich für verzichtbar - ich BIN wichtig, ICH bin wichtig.
Meine künstlerische Entwicklung offenbart sich mir als eine in die Länge gezogene Konzentrationsübung auf einen einzigen Punkt. Aus der Frage "Wie gehe ich mit Farbe um?" ergibt sich ein ganzes Fragenspektrum: Was macht ein Bild aus? Wo beginnt, wo endet es? Wo fängt die Wand an, wo der Raum? Das farbige Weiß wird vor dem Hintergrund dieser Fragestellung mehr als nur zur Summe aller Farben, nämlich zu einer weiteren Übung in Konzentration. Ohne Geschrei der Farben liegt der Fokus unabgelenkt auf dem Wesentlichen. Weiß wird für mich zum Medium, ohne Verweigerung der Farbe, denn weiß ist selbst farbig. Ein reales Zusammenspiel von Farbe als Sinnesreiz und Farbe als Materie. Immer mehr entmystifiziert sich die Kunst für mich - ich erschaffe (m)einen neuen Mythos.
Meine zu Beginn des WHITE FLUSHING´s omnipräsente Ohn-Macht verzog sich Tag für Tag mehr, so als ob schwarze Schimmel mit den dunklen, furchterregenden Wolken wegritten. Täglich merkte ich mehr, dass die physische Herausforderung sehr an meinen (noch zu sammelnden) Kräften zehrt. Zugleich jedoch machte sich Ent-Spannung breit und die weiße Patina auf den Werken bereitete mir zusehends große Freude.
In meiner Kindheit am Land wurden zur Desinfektion von Ställen die Wände mit Kalk geweisselt. Dies wurde auch in den Wohnräumen so gehalten. Mir schwant, dass dieses Ausweisseln mehr war, als die Spuren des offenen Feuers, die Rußflecken zum Verschwinden zu bringen. Die sich angehäuften Schwingungen wurden neutralisiert, Farbe kam wieder ins Leben - alle Farben :)
Während des Übermalens der Bilder, kam mir ständig der Gedanke an die visuelle Intelligenz. Was ist damit gemeint? Unser visuelles System ist der Teil unseres Gehirns, der uns "Augentieren" das Meiste unseres Welterlebens vermittelt, sobald wir die Augen öffnen. Es geht mühelos, unbewusst und in Bruchteilen von Sekunden von Statten. Uns sind die komplizierten Prozesse, die sich dabei in unserem Gehirn abspielen, weitgehend unbekannt.
Im Sehvermögen kristallisiert sich das „schöpferische Genie“ des Menschen, nennt der Kognitionswissenschaftler Donald Hoffman die Fähigkeit, das Wunder des Sehens täglich unter Beweis zu stellen. „Sehen ist nicht nur ein Vorgang passiver Wahrnehmung, sondern ein intelligenter Prozess aktiver Konstruktion.“ So lautet seine Grundthese. Was wir sehen (überhaupt wahrnehmen), bringen wir dergestalt in Form, dass wir es verstehen. Dabei wirken verschiedenste Teile im Gehirn aktiv mit. So komplex das Sehvermögen organisiert ist, so schnell wird es vom Menschen beherrscht. Dies deutet auf angeborene Regeln hin, die das Kleinkind mit dem ersten Augenaufschlag anzuwenden vermag. „Regeln des universellen Sehens“ nennt sie Hoffman.
Wie weit sind wir uns unserer eigenen Sinnlichkeit, unserer Wahrnehmung bewusst? Das WHTE FLUSHING ermöglicht durch differenzierte Gestaltungsperspektiven einen klaren Dialog und stellt Veränderungsresistenzen ins Abseits, reizt die Zapfen der Netzhaut des menschlichen Auges in ausreichender Intensität. Beim Betrachten und sich Einlassen auf ein übermaltes Werk entdeckt das Auge die darunterliegenden Farben. Besonders auf den inhomogenen Malgründen bietet sich eine Vielfalt, die wohltuend auf den Sehnerv einwirkt und dem Gehirn das Signal zum disengagierten Wahrnehmen gibt. Die Ausstrahlung der ursprünglichen Werke ist feinstofflicher und wirksamer geworden.
Sehr viele - die meisten Menschen sehen und sahen darin einen Akt der Zerstörung und diese Sichtweise fasziniert mich mehr und mehr.Ist es ein Experiment? Dieses Wort bedeutet zB Versuch, Prüfung oder Beweis. So gesehen ist es ein Experiment, denn ich ver-suche, prüfe mich, be-weise "etwas" und ermögliche zuverlässige Kausalaussagen. Daraus resultierende Schlussfolgerungen lassen Erkenntnisse gewinnen, nach denen ich in den zuvor gestellten Hypothesen fragte.
Für meine künstlerische und damit einhergehende persönliche Weiter-Ent-Wicklung habe ich dieses Projekt begonnen um der eingangs erwähnten fremdbestimmten Stagnation zu entkommen. Das Experiment gelang, ich bin erfüllt.Von den noch in meinem Besitz befindlichen Werken habe ich etwa 180 Werke auf Leinwand am Keilrahmen geflusht, weiß übermalt und jetzt ruhen die Bilder in ihrem jeweiligen Stapel. Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, hier lägen unbearbeitete Leinwände auf Keilrahmen. Bei näherer Betrachtung jedoch springt das mannigfaltige Weiß der seitlichen Flächen ins Auge; der Blick verfängt sich bei einer dieser Flanken und das Gefühl impertinent indiskret sein zu wollen züngelt auf. Für mich ist es nun sehr furios, die Werke anzusehen und das durch die weiße Patina meist nur schemenhaft erkennbare ursprüngliche Artefakt neu zu erfahren.
"Weiß ist Bleiche. Weiß ist südlicher Tod. Weiß weiß, was nicht mehr ist und vielleicht nie war und doch immer sein soll." - dies ist eine Passage aus einem Nachruf für meinen "Kunstvater" Cy Twombly, der am 6. Juli 2011 verstarb...
Weiß, ich weiß...
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